Wie sind Quellenangaben zu gestalten?

Manfred Büchele, Lars Kerbler, Hans Strasser

 

Die Quellenangabe erfüllt unterschiedliche Zwecke: Sie schützt die Urheberschaft am zitierten Werk1 und dient auch der Urheberbezeichnung.2 Außerdem soll sie dem Leser ermöglichen, die Richtigkeit des Zitats selbst zu überprüfen.3

Damit Quellenangaben ihren Zweck erfüllen können, müssen sie bestimmten Anforderungen entsprechen. Sie müssen insbesondere deutlich sein, und somit zweifelsfrei erkennen lassen, worauf sie sich beziehen und welche Werke der Nutzung zu Grunde liegen.4

Urheberrechtliche Anforderungen

Wird ein Werk aufgrund einer freien Werknutzung5 – im Besonderen als Zitat6 – ganz oder zum Teil vervielfältigt, so muss die Quelle deutlich angegeben werden. Die Quellenangabe hat grundsätzlich den Urheber und den Titel des zitierten Werks zu enthalten.7

Werden Stellen oder Teile von Sprachwerken zitiert, so muss die Quellenangabe gewährleisten, dass sie in der jeweiligen Quelle leicht gefunden werden können. In der Regel erfolgt dies durch die Angabe der Seitenzahl oder der Randziffer. Wird ein Sprachwerk zitiert, das Teil einer Sammlung von mehreren Sprachwerken ist, so ist auch die Sammlung in der Quellenangabe anzuführen. Der Titel eines zitierten Sprachwerks darf dann entfallen, wenn das zitierte Werk durch einen anderen Hinweis – wie etwa die Seitenzahl – gekennzeichnet wird.8

In Einzelfällen sind weitere Abweichungen denkbar: Trägt das zitierte Werk beispielsweise keine Urheberbezeichnung, so ist der Urheber auch im Zitat nicht anzuführen;9 wird z.B. ein Sprachwerk in einem Schulbuch zitiert, so kann der Titel des Werks zugunsten der Urheberbezeichnung entfallen.10

Wird auf die Anführung der Quelle verzichtet, so wird auch das Zitat als solches dadurch unzulässig.11

Allgemeine Grundsätze des Zitierens

Die Übernahme fremder Gedanken aus dem Werk eines anderen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Das direkte Zitat ist eine wortgetreue Übernahme des benutzten Werks, die gegebenenfalls sogar Rechtschreibfehler inkludiert, und in der Regel mit Anführungszeichen gekennzeichnet oder im Text eingerückt wird. Indirekte Zitate hingegen erfolgen durch das Umschreiben des Inhalts. Während sowohl das direkte als auch das indirekte Zitat unproblematisch sind, gilt es Sekundärzitate – auch übernommene Zitate genannt – zu vermeiden. Hier wird nicht die Originalquelle selbst angeführt, sondern lediglich jene Quelle, in der bereits die Originalquelle zitiert wurde.

Üblicherweise wird beim ersten Zitat die vollständige Quellenangabe (Vollbeleg) eines Werks angegeben. Wird erneut aus derselben Quelle zitiert, reicht ein Kurzzitat aus, das beispielsweise den Autor, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahl nennt.

Unterschiedliche Zitiersysteme und gängige Zitierstile

Hinsichtlich der Zitierweisen kann zwischen unterschiedlichen Systemen gewählt werden: Das sogenannte Author-Date-System verwendet Kurzbelege im Fließtext, die in der Regel den Nachnamen des Autors, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahl enthalten.12 ­Numerische Systeme – auch Author-Number-Systeme genannt – nutzen hingegen Fuß- oder Endnoten, die entweder den Voll- oder Kurzbeleg der zitierten Passage enthalten.13

Grundsätzlich steht es Autoren frei, zu entscheiden, welche Zitierweise genutzt werden soll. In der wissenschaftlichen Praxis ist es jedoch üblich, in einzelnen Fachrichtungen oder Publikationen einheitliche Zitierstile zu verwenden. Üblicherweise fordern Verlage die Verwendung eines bestimmten Zitierstils: In den Sozial- und Naturwissenschaften wird häufig der sogenannte APA-Style verwendet, der den Richtlinien der American Psychological Association entspricht und dem Author-Number-System folgt.14 Der in medizinischen Publikationen oftmals genutzte Vancouver Style – der vomInternational Committee of Medical Journal Editors entwickelt wurde – gliedert sich in die Logik des numerischen Systems ein.15 Die österreichische Rechtswissenschaft zitiert oftmals nach den Abkürzungs- und Zitierregeln (AZR). Auch diese Zitierstile sind dem numerischen System zuordenbar.

Beispiele

Quellenangabe APA-Style
Vollbeleg: Eppler, A., & Scheller, H. (2013). Zur Konzeptionalisierung europäischer Desintegration Zug- und Gegenkräfte im europäischen Integrationsprozess. Baden-Baden: Nomos.
Kurzbeleg im Text: (Eppler & Scheller, 2013)

Quellenangabe Vancouver-Style
Watson, J. D., & Crick, F. H. C. A structure for deoxyribose nucleic acid. Nature. 1953; 171: 737–738

Quellenangabe AZR
Kelsen, Wesen und Wert der Demokratie (1920)

Fußnoten

  1. Siehe Wie werden die ideellen Interessen des Urhebers geschützt?
  2. Siehe Wann und wie ist der Urheber zu nennen?
  3. Ciresa in Ciresa, Österreichisches Urheberrecht18(2015) § 57 UrhG Rz 13.
  4. Toms in Kucsko/Handig, urheber.recht2(2017) § 57 UrhG Rz 17.
  5. Siehe Können geschützte Werke ohne Zustimmung des Berechtigten genutzt werden?
  6. Siehe Welche Zitate sind zulässig?
  7. Toms in Kucsko/Handig, urheber.recht2(2017) § 57 UrhG Rz 10.
  8. Ciresa in Ciresa, Österreichisches Urheberrecht18(2015) § 57 UrhG Rz 18.
  9. Toms in Kucsko/Handig, urheber.recht2(2017) § 57 UrhG Rz 18.
  10. Vgl. § 57 Abs 2 UrhG.
  11. Toms in Kucsko/Handig, urheber.recht2(2017) § 57 UrhG Rz 23.
  12. Siehe http://www.chicagomanualofstyle.org/tools_citationguide/citation-guide-2.html (zuletzt abgerufen am 14.11.2022).
  13. Siehe http://www.chicagomanualofstyle.org/tools_citationguide/citation-guide-1.html (zuletzt abgerufen am 14.11.2022).
  14. Beispiele für Quellenangaben im APA-Style sind hier auffindbar https://www.scm.nomos.de/fileadmin/scm/doc/APA-6.pdf (zuletzt abgerufen am 14.11.2022).
  15. Siehe https://www.scribbr.de/richtig-zitieren/uebersicht-zitierstile/ (zuletzt abgerufen am 14.11.2022).